Heute haben wir etwas länger geschlafen und sind nicht sooo schnell aus dem Bett gekommen. Daher haben wir das Hotelfrühstück (das hier inklusive wäre) knapp verpasst. Wir haben aber gestern zufälligerweise ein Frühstücksrestaurant, eine Parallelstraße weiter, entdeckt. Die Karte hier ist nur auf japanisch und so bestellen wir, indem wir auf die Pancakes und den (angeblichen) Eiskaffee zeigen. Das klappt prima. Nur der Eiskaffee hatte sehr seltsame Würfel aus Kaffee-Gelee drin. Geschmeckt hat’s trotzdem.


Da wir mit unseren JR Rail Pässen den Sightseeingbus kostenfrei benutzen dürfen, verwenden wir diesen um zum Atomic Bomb Dome zu kommen. Hier steigen wir aus und stehen direkt vor dem Gebäude. Dieses Gebäude befand sich fast genau unter der Explosion der Atombombe in 600 Metern Höhe. Es war eins der wenigen Gebäude aus Beton zu dieser Zeit und blieb daher im Umkreis fast das einzige Gebäude, dass nicht komplett zerstört wurde. Der Dom wurde nicht wesentlich verändert, nur stützende und erhaltende Maßnahmen wurden ergriffen ansonsten sieht er aus wie 1945.

Ein bisschen weiter in einer Seitengasse ist das Epizentrum der Bombe. Hier erinnert nur ein Stein daran. Aber das Gefühl ist schon sehr beklemmend genau an dieser Stelle zu stehen, über der am 6. August 1945 die Atombombe explodiert ist. Vorallem da wir vorletztes Jahr in Washington DC die Enola Gay, die diese Atomwaffe abgeworfen hat, gesehen haben.

Wir gehen weiter über die Brücke in den Friedenspark. Dieses Gelände war bis zur Zerstörung das Industrie- und Handelszentrum von Hiroshima. Man beschloss beim Wiederaufbau der Stadt aber diese Fläche zum Gedenken zu nutzen.


Hier steht dann das Kinder-Friedensdenkmal. Es geht um ein kleines Mädchen, dass nach der Bombe an Leukämie erkrankte und 1000 Kraniche faltete, jeden mit dem Wunsch gesund zu werden. Als sie 1955 starb, machten ihre Klassenkameraden weiter und mittlerweile gibt es unzählige Kraniche in den Glaskästen um das Denkmal. Ich beschließe nachher noch einmal wieder zu kommen, nachdem ich gelernt habe, wie man Kraniche faltet. Hier merke ich zum ersten mal, wie sehr mich die Geschichte berührt… ich habe Tränen in den Augen…
Wir gehen weiter zum „Rest House„, der Touristen Information, die gleichzeitig auch als Souvenir-Shop dient (Hier erstehe ich auch Origami-Papier). Hier gibt es die übliche Automaten-Barrikade und leckeres Eis für nur 100 Yen. Dieses Gebäude blieb auch zum Teil erhalten, überlebt hat aber nur eine Person, die sich zum Zeitpunkt der Explosion im Keller aufhielt.

Als nächstes gehen wir zum „Cenotaph“ (ich musste auch erst nachlesen… es ist ein Scheingrab), unter dem alle Namen der Opfer stehen. Hier ist auch die Friedensflamme, die erst erlöschen soll, wenn es auf der Erde keine Atomwaffen mehr gibt.

Von hier aus ist es nicht weit zum Friedensmuseum. Es kostet 50 Yen (35 Eurocent) Eintritt, leider wird ein Teil gerade renoviert und kann nicht besichtigt werden.

Schon im ersten Raum ist die Stimmung bedrückend. Es gibt verschiedene Kleidungsstücke von Opfern und einen kurzen Abriss ihrer Geschichte. Eine Uhr, die genau um 8.15 Uhr, dem Zeitpunkt der Explosion, stehen geblieben ist. In einem Raum ist ein Modell der Stadt nach der Bombe. Es steht wirklich fast kein Gebäude mehr.




Ich bekomme eine Gänsehaut und zum ersten mal, seit wir in Japan sind, muss ich in der Öffentlichkeit meine Nase putzen. Dieses unfassbare Leid, die unglaublichen Kräfte, die hier gewirkt haben. Hier wird mir erst das Ausmaß bewusst… auch Tobias muss schlucken und einige Tränen verdrücken.
Im Gebäude nebenan ist die „Halle der Erinnerung“, wo der Opfer gedacht wird.

Mit diesem Raum können wir beide nicht so viel anfangen aber mit der Ausstellung im oberen Geschoß um so mehr. Ein Lehrer hat 1952 seine Schüler aufgefordert ihre Erinnerungen aufzuschreiben und hat daraus ein Buch gemacht. In dieser Ausstellung wurden einzelne Geschichten mit zum Teil von Kindern gemalten Bildern gezeigt und vorgespielt. Wir sitzen eine ganze Weile und lauschen/lesen den Erinnerungen von Kindern. Sie suchten Ihre Familien, mussten zusehen, wie ihre Geschwister starben, …
Da darum gebeten wurde von den Bildern und Namen der Opfern keine Photos zu machen, gibt es keine Bilder von uns davon.
Nach diesen beiden Museen brauchten wir erst mal eine Pause. Wir gingen an der Friedensglocke und am Denkmal für Koreanische Opfer vorbei und suchten uns eine nette Bank im Schatten.

Ich wollte meine Kranich-Idee in die Tat umsetzen und versuche nach der beiliegenden Anleitung einen zu falten. Es klappt aber erst, als Tobi mir ein YouTube Video sucht.
Während ich 3 Kraniche falte, liest Tobi noch etwas. Nach ca. 30 Minuten brachen wir dann wieder in Richtung des Kinderdenkmals auf. Hier lege ich meine Kraniche zu den unzähligen anderen und fülle einen Zettel aus, auf dem die Herkunft und Menge dieser kleinen Origamitiere festgehalten wird.


Um die Ecke werden wir dann angesprochen von einem älteren Ehepaar. Sie möchte uns etwas zeigen und starten auf ihrem Ipad einen Film in deutsch… nach 3 Sekunden ist klar… irgendeine religiöse Sekte… am Ende waren es die Zeugen Jehovas. Was für ein skurriles Erlebnis.
Da wir wieder am Rest House vorbei kommen, gönnen wir uns ein 100 Yen Eis und setzen uns 10 Minuten.
Auf der anderen Straßenseite des Atomic Domes findet irgendein Fest(tival) statt. Da wir neugierig sind schauen wir vorbei. Es ist eine Mischung aus Rummel, Fresständen und Vorführungen… Es gibt sogar Currywurst. Naja, fast. Die Wurst war eine Nürnberger und am Spieß aber immerhin gab’s Ketchup und Currypulver.

Wir schlendern weiter die Fressmeile entlang als wir eine Schlange entdecken. Alle stehen an für einen Spieß mit 5 Stückchen Fleisch für 600 Yen (4,20 EUR). Das müssen wir probieren, also mit in die Schlange. Was soll ich sagen… es hat sich gelohnt…


Auf der Bühne geht eine Vorführung los. Wir wissen zwar nicht genau von was aber wir schauen zu 😉 Ich vermute es ist irgendeine Art Theater… nach 10 Minuten wird’s und dann doch zu langweilig, wir verstehen ja auch nicht, was die da singen.

Als nächstes geht’s in die überdachte Einkaufspassage Hondori. Hier schlendern wir in Ruhe durch, bevor wir uns auf den Weg zum Essen machen. Heute gibt’s: Okonomyaki (Überraschung ^^) In einem Blog habe ich das Ichiriki gefunden. Das ist etwas ab von touristischen Wegen aber sie haben eine englische Speisekarte. Heute sitzen wir direkt an der Theke mit der heißen Platte wo das Essen zubereitet wird.


Nach dem Essen fahren wir mit der uralten Straßenbahn zurück zum Hotel.
Geschichte und Kultur - dunkelbunt.net
[…] in den Friedenspark werfen. Wir haben uns mit der Geschichte Hiroshimas ja schon bei unserem ersten Besuch 2014 auseinander gesetzt und so sollte es heute nur eine kleine Auffrischung […]