Nach einer ruhigen Nacht, sitzen wir zusammen mit Declan am Frühstückstisch, bevor wir zum nahegelegen Newgrange Visitor Center wollen. Fast die ganze Familie ist schon aus dem Haus, nur die jüngste Tochter und der Vater sind noch hier und wir unterhalten uns eine ganze Weile, bevor wir aufbrechen.
Newgrange Visitor Centre
Nach ca. 20 Minuten sind wir auch schon auf dem Parkplatz des Visitor Centres. Im Boyne Valley gibt es 3 große Hügelgräber: Newgrange, Knowth und Dowth. (Die letzten beiden sind bei der englischen Aussprache auf dem Skill-Level 10++). Newgrange und Knowth sind nur mit einem Shuttlebus und einer geführten Tour zu erreichen, die beim Besucherzentrum startet. Da wir früh genug da sind, können wir beide Touren direkt hintereinander machen.
Man kommt sich zwar ein bisschen vor wie ein Schaf, wenn man den Aufkleber mit der Startzeit der Tour bekommt aber es bleibt einem ja leider nichts anderes übrig.
Newgrange
Schon als wir aus dem Bus aussteigen sieht man das imposante Grab und je näher man kommt, desto imposanter wird es. Unser Guide ist eine sehr nette ältere Frau, die mit Begeisterung von der Geschichte des Hügelgrabes und dessen Ausgrabung samt „Restauration“ erzählt.
Die Steine die für diese gigantische Anlage verwendet wurden kommen aus ganz Irland und wurden teilweise über sehr große Strecken transportiert. Wie genau die Steinzeitmenschen den Transport organisiert haben weiß natürlich niemand aber es muss ein unglaublicher Aufwand gewesen sein.
Das Ganggrab wurde erst um 1700 zufällig entdeckt, da es aufgrund von natürlicher Erosion nicht von der hügeligen Landschaft zu unterscheiden war. Im Jahre 1882 wurde es zusammen mit Knowth und Dowth unter staatlichen Schutz gestellt. Erst viel später wurde die astronomische Ausrichtung des Eingangs erkannt, der ist so ausgerichtet, dass durch eine kleine Kammer darüber zur Zeit der Wintersonnenwende für ein paar Minuten Sonnenlicht in die Grabkammer fällt.
Trotz der Massenabfertigung ist es Möglich für ein paar Minuten im Innern des Ganggrabes zu sein. Der ca. 20 Meter lange Gang ist sehr eng und so niedrig, dass sogar ich den Kopf einziehen muss. Am Ende des Ganges ist eine kreuzförmige Kammer mit drei verschiedenen „Räumen“. Da wir etwa 10 Personen sind, ist das Ganze eine richtig kuschlige Angelegenheit. Durch die Enge ist es uns auch leider nicht erlaubt Fotos zu machen.
Die Grabkammer
Unser Guide erzählt uns von einem Altarstein, der größer ist als der Eingang und deshalb schon vor Vollendung des Grabes in der Grabkammer gewesen sein muss. Außerdem macht die Dame uns darauf aufmerksam, dass sich über uns etwa sieben Meter hoch Erde und Steine befinden, die jemand vor 5000 Jahren dorthin gebracht wurden. Erstaunlicherweise ist es im Innern des Grabes staubtrocken, was bei dem feuchten Klima in Irland nicht überall der Fall ist.
Das eigentliche Highlight der Führung kommt natürlich zum Schluss. Mit elektrischem Licht wird die Wintersonnenwende simuliert und wir können erahnen, was für ein unbeschreibliches Gefühl es sein muss, tatsächlich am 21. Dezember in der stockfinstern Kammer zu stehen und die Sonnenstrahlen zu bestaunen, die durch die Öffnung über dem Eingang scheinen.
Nerd Fact:
Für dieses Event kann man übrigens keine Tickets kaufen, sondern sie nur in einer Lotterie gewinnen. Wenn man das Glück hat welche zu gewinnen muss mann auch noch auf einen klaren Himmel hoffen, denn Irland ist nicht gerade für seine vielen Sonnenstunden bekannt.
Leider müssen wir uns dann wieder sputen um aus der Kammer zu kommen, denn die nächste Gruppe wartet schon.
Wir können noch eine Runde auf dem Gelände drehen und die verzierten Steine der Einfassung genauer anschauen.
Wer noch mehr Informationen über Newgrange haben möchte, kann sich den Wikipedia-Artikel anschauen. Die englische Version ist allerdings wesentlich ausführlicher.
Eine große Sammlung an Grosssteingräbern und Megalithbauwerken aus Skandinavien, Deutschland und Frankreich gibt es auf dieser Seite.
Knowth
Wieder zurück am Busparkplatz werden wir gleich vom richtigen Busfahrer eingesammelt. Dank unserer bunten Aufkleber geht auch keiner verloren ^^
Diese Grabanlage ist noch wesentlich größer als Newgrange. Der wichtigste Unterschied ist, dass Knowth nie in Vergessenheit geriet und von allen Bewohnern über die Jahre hinweg genutzt wurde. In der Eisenzeit gab es auf dem Hügel eine Siedlung mit Befestigungsanlagen und noch später stand darauf sogar eine Abtei. Deshalb sind die Grabkammern auch nicht mehr so gut erhalten, denn sie wurden von den Siedlern weiter genutzt. Zum einen als „Kühlschränke“ und zum anderen als Zuflucht vor Belagerung und Angriffen.
Wir können in einer künstlich angelegten Kammer einen Blick ins Innere des Grabes werfen, wo der Aufbau der Erd- und Steinschichten erklärt wird. Zu guter Letzt werden wir von unserem Guide über eine Treppe auf das Grab hinauf geführt. Von hier oben hat man einen sagenhaften Ausblick über das Boyne Valley. Da wird einem auch sofort klar, warum dieser Hügel als Standort gewählt wurde.
Um das Hauptgrab gibt es noch sehr viele Satelliten Gräber und einen Holzpfahl Kreis, den wir uns anschauen, bevor es mit dem Bus zum Visitor Center zurück geht.
Hier gönnen wir uns erstmal einen Tee und machen eine kleine Pause. Es ist ziemlich voll geworden und die Touren zu den Gräbern sind fast ausgebucht.
Wir schauen uns noch in Ruhe die nett gemachte Ausstellung an, wo es um das Leben in der Steinzeit geht.
Unser nächstes Ziel heißt: Dowth, denn wir wollen das Trio komplett machen.
Dowth
Die Entfernung des Grabes vom Visitor Center beträgt gerade mal 2 Kilometer Luftlinie. Leider müssen wir komplett um das Tal „herumfahren“ um den Fluss zu überqueren. Nach fast 20 Minuten stehen wir also etwas ratlos vor einem kleinen Wegweiser auf dem „Dowth“ steht. Zuerst müssen wir über ein Viehgatter klettern und dann quer durch eine Schafherde um zum Grabhügel zu kommen.
Im Gegensatz zu den beiden anderen Gräbern sieht es hier ziemlich verwahrlost aus, fast alles ist von Hecken und Disteln überwuchert und überall liegen die Hinterlassenschaften von den vielen Schafen, die sich hier tummeln. Das Grab wurde um 1850 zum Teil ausgegraben aber auch schon zur Zeit der Wikinger gab es wohl Grabraub außerdem wurde das Grab über die Jahre als „Steinbruch“ missbraucht.
Es gibt hier zwei Grabkammern und so etwas wie ein Keller, die aber alle nicht mehr öffentlich zugänglich sind. Die Oberseite des Grabes sieht mit dem „Krater“ in der Mitte ein wenig seltsam aus. Man vermutet, dass es diese Form durch Ausgrabungen und Stein klau bekam.
Weil wir die tolle Aussicht genießen wollen, navigieren wir durch die vielen Schafböbbel und an den stachligen Hecken vorbei nach oben.
Zurück am Auto müssen wir erstmal unsere Schuhe wechseln, denn die Wanderschuhe riechen jetzt leider doch sehr nach Schaf…
Nun ist es an der Zeit nach Dublin aufzubrechen, wo wir nach ca. 2 Stunden auch ankommen. Etienne, unsere Airbnb Gastwirtin empfängt uns uns sehr herzlich mit Tee uns Keksen und wir unterhalten uns eine ganze Weile, bevor wir uns fürs Abendessen fertig machen.
Wir sind bei unserer Schulfreundin Melanie eingeladen, die heute für uns kocht. Da wir uns über 10 Jahre nicht mehr gesehen haben, machen wir außer quatschen auch nicht mehr viel…
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