Endlich angekommen
Der Flug war wie erwartet, lang und langweilig. Unser Flugzeug war schon ziemlich abgerockt und müsste dringend wieder etwas schicker gemacht werden.
Nachdem wir etwas doof auf dem vermeintlichen Touch-Display rumgedrückt haben und dabei festgestellten, dass es keine sind, konnten wir am Ende doch ein paar Filme schauen. Die Bedienung erfolgt über ein, in der Lehne versenktes, Teil, das seine besten Tage bereits hinter sich hat.
Wir kommen dafür überpünktlich an und auch das Prozedere am Flughafen läuft flüssig und ist super organisiert. Schön, wieder hier zu sein. Wir sind schnell durch die Immigration. Danach fischen wir die Koffer vom Band und gehen noch schnell zum Postschalter um unsere SIM Karten abzuholen. Zum Glück hat Tobi schon daheim geschaut, wo genau wir hin müssen. Bevor wir jetzt mit dem NEX – also dem Narita Express – nach Tokyo fahren können, müssen wir noch schnell die Vouchers im JR-Büro gegen unsere RailPässe tauschen. Nach 15min ist auch das erledigt und es kann losgehen.
Der Zug braucht etwas über eine Stunde bis er an der Tokyo Station angekommen ist. Von dort fahren wir noch eine Station mit der Yamanote Line in Richtung Norden nach Kanda. Unser Hotel liegt etwa 5 Minuten Fußweg von der Station weg und dort lassen wir auch erst mal das Gepäck, denn einchecken können wir erst um 15 Uhr und jetzt ist es erst kurz vor 11 Uhr.
Da wir uns mit Aya erst um 12 Uhr treffen wollen machen wir uns noch schnell auf den Weg nach Akihabara, das auch nur 5 Minuten zu Fuß weg ist. Hier genießen wir erst mal das Gewusel und die vielen bunten und lauten Läden. Außerdem kaufen wir noch einen zweiten Regenschirm, denn es soll ab heute mittag regnen.
Kurz vor 12 sind wir wieder zurück im Hotel, wo schon Aya auf uns wartet.
Aya? Wer ist denn eigentlich Aya? Achtung, jetzt wirds etwas kompliziert: Aya ist die Freundin, der Brieffreundin (Fujiko) unserer Freundin, die mit uns mitkommen wollte aber dann doch nicht konnte. Sie ist über 60 und war schon in über 35 verschiedenen Ländern. Sie hat von Fujiko erfahren, dass wir kommen und angeboten uns Tokyo zu zeigen. Das Angebot nahmen wir natürlich dankend an, denn was ist cooler als von einem Local seine Stadt gezeigt zu bekommen.
Durch Tokyo mit Aya
Wir fahren zuerst nach Okachimachi um von dort aus durch das Ameyoko Viertel zu laufen. Hier gibt es viele verschiedene Läden mit allem möglichen Zeugs. Doch wir wollen hier nur einen kleinen Zwischenstopp zum Mittagessen einlegen. Es gibt eine riesen Schüssel voll Ramen für uns. Dazu gibt es die ersten Gyoza diesen Urlaub… hmmm. Beim Essen haben wir auch die Möglichkeit uns besser kennen zulernen. Die Kommunikation gestaltet sich hin und wieder etwas schwierig, denn Ayas Englisch ist ziemlich phantasievoll und wir reden öfters aneinander vorbei. Wir verstehen uns aber trotzdem prima. ^^
Nach dem leckeren Essen machen wir uns wieder auf den Weg, diesmal ist der Ueno Park das Ziel. Leider hat’s angefangen zu regnen aber aufhalten lassen wir uns davon nicht.
Sie zeigt uns einen Schrein (oder war es ein Tempel?), den Teich mit unglaublich vielen Lotuspflanzen und den Park, der zur Kirschblüte wunderschön sein soll.
Jetzt führt sie uns eine winzige Straße entlang, wo wir an verschiedenen kleinen Läden vorbeikommen. An einem Friedhöfchen (ja der war echt winzig) halten wir schnell an, da wir irgendwie auf das Thema Gräber zu sprechen kamen. In Japan ist es wohl üblich, dass die ganze Familie über Generationen hinweg in einem Grab liegt und als wir erzählen, wie das bei uns so läuft findet Aya das ziemlich schräg 😉
An einem sehr alten Haus halten wir kurz an und der nette Mann dort erklärt uns, dass das Haus ein großes Feuer, den 2. Weltkrieg und ein starkes Erdbeben überlebt hat. Wir schauen uns kurz um bevor wir uns wieder auf den Weg machen.
Der nächste Stopp ist in einem winzigen Teehaus, das wir gar nicht beachtet hätten – Alleine wären wir vorbei gelaufen. Wir suchen uns alle eine kleine Süßigkeit aus und setzen uns. An den Tisch gebracht bekommen wir dann ein kleines Tablett mit Matcha Tee, einem gerösteten Grüntee und unserer Süßigkeit. In meinem Fall war das ein kleiner Fisch (klingt komisch ist aber lecker, denn der Fisch ist aus Waffelteig und mit Rotebohnenpaste gefüllt. Das ganze heißt Taiyaki.
Nach der kurzen Pause schauen wir noch schnell in die Yanaka Ginza, eine nette kleine Touri-Einkausstraße. Leider ist der Regen so stark, dass es nicht wirklich Spaß macht und so beschließen wir schnell im Hotel einzuchecken und zu duschen.
Nach einer Stunde, in der wir nicht nur eingecheckt und geduscht, sondern auch noch einen 15-minütigen Powernap gemacht haben, treffen wir uns dann wieder mit Aya, die so lange ein Omyiage (Souvenier, also auf Schwäbisch: a Grämle) geshoppt hat. Natürlich ist es etwas zu essen 😉 Diese Gelegenheit nutzen wir dann auch um ihr unsere Geschenke (in Form von Tee, Lebkuchen und Christstollen) zu überreichen.
Shinjuku zur Rush Hour
Da es immer stärker regnet fahren wir mit der Metro quer durch nach Shinjuku. Da wir zu einem späteren Zeitpunkt mit einem Express Bus fahren wollen, zeigt uns Aya noch schnell den Weg zum richtigen Ort. Mit diversen Abkürzungen durch Shopping Malls und hogwartsmäßigen Treppen sind wir schließlich da. Ich werde mich also dann komplett auf Tobi verlassen müssen, denn ich hab nach dem 2ten Abbiegen keinen blassen Schimmer mehr wo wir grade sind.
Jetzt machen wir auch noch schnell einen Abstecher aufs Tokyo Metropolitan Government Building, das eine kostenlose Aussichtsplatform hat. Wegen des schlechten Wetters ist hier absolut nix los und wir können nach einer Taschenkontrolle direkt nach oben fahren. Hier genießen wir den nebligen Blick auf diese riesige Stadt. Als wir aus dem Gebäude gehen wollen, werden wir vom Olymioa Werbekommitee aufgehalten. Wir müssen schnell noch schnell ein Foto in Yukata mit den Maskotchen schießen…
Auf dem Rückweg zur Shinjuku Station beginnt zu unserem Glück gerade die Rush Hour und die Menschen werden immer mehr. Wir quetschen uns mit 20 Leuten in eine Bahn, die eigentlich schon übervoll ist. Irgendwie funktioniert’s… man kann zwar nicht umfallen aber es geht trotzdem, dass alle die, die raus wollen, aussteigen können.
An dieser Stelle mal wieder ein Nerd-Fact von Tobi:
Shinjuku ist mit 3,5 bis 4 Millionen Leuten täglich der meistbesuchte Bahnhof der Welt. In der Rush Hour steigen an 30 Gleisen pro Sekunde 500 Personen in oder aus einem Zug. Die großen deutschen Bahnhöfe kommen nur auf etwa ein Zehntel dieser Besucherzahlen. Eine U-Bahn Linie hält an diesem Bahnhof 2 mal an um weite Fußwege zu vermeiden. Daher ist es auch möglich ein Bahnticket zu kaufen mit dem von einem Ende des Bahnhofs zum anderen gefahren werden kann.
Nach einigem Suchen findet Aya dann auch genau das Okonomiyaki Restaurant, dass sie uns zeigen wollte. Wir speisen sehr lecker und unterhalten uns derweil angeregt über Gott und die Welt.
In english please!
Jetzt geht es aber schnell zurück zum JR-Teil des Bahnhofes, Aya will uns ihren Freunden vorstellen. Erst auf dem Weg dorthin wird uns klar, dass es sich bei den Freunden um ihre Englisch Klasse handelt, die sich in einem Vorort bei einer Freundin zuhause treffen. Als wir dann durch immer enger werdende Gässchen gehen, werden wir plötzlich ein bisschen nervös, denn es gibt ja schon ein paar Dinge die man falsch machen kann und wir wollen uns ja auch nicht wie die Axt im Wald benehmen. Doch als wir angekommen, werden wir sehr herzlich empfangen und schnell sitzen wir in der Runde. Natürlich nachdem wir uns die Schuhe im Genkan ausgezogen haben. ^^
Wir stellen uns dann schnell gegenseitig vor und ich kann meine 5 Sätze japanisch auspacken, die ich gelernt hab. Der Lehrer ist ein sehr netter Kerl und wir unterhalten uns gemütlich zusammen. Als es dann etwa 9 ist, wird die Stunde beendet, wir bedanken uns alle artig und machen uns dann wieder gemeinsam auf den Weg zum Bahnhof. Unterwegs fällt uns noch ein, dass wir vergessen haben ein Foto von uns zu machen, das holen wir nun kurzerhand nach. Aya und zwei ihrer Freundinnen bringen uns dann noch zum richtigen Gleis und winken zum Abschied. Das war ein toller Tag – aber Moment, er ist ja noch nicht vorbei.
Kenn ihr ein anderes Wort für „basic“?
Bevor sich die Türen schließen, werden wir von einer Gruppe gefragt, ob wir auf Englisch ein Synonym für „basic“ wüssten. Plötzlich sind wir in einer sehr lustigen Diskussion mit 3 Lehrern (zwei davon Japaner und eine Amerikanerin), die alle sehr beduselt sind. Wir verbringen also die nächsten 25 Minuten fahrt damit über Merkel und Trump zu reden, darüber warum Japan so ein tolles Land ist und Tobi bekommt sogar noch eine Empfehlung für eine Bar von seinem neuen Facebook Freund. Für die politische Diskussion haben wir definitiv zu wenig getrunken und den Japanern ist die Sache wohl auch etwas peinlich… Was für ein genialer Abschluss für einen absolut verrückten Tag. Ein anderes Wort für „basic“ haben wir zwar immer noch nicht gefunden aber was solls.
Kurz nach 22 Uhr sind wir dann endlich zurück im Hotel, wo wir auch gleich zielsicher das Onsen anpeilen. Man tut das gut…
Danach fallen wir total kaputt und todmüde ins Bett, schließlich waren wir, mit Ausnahme von kurzen Schlafphasen, über 30 Stunden wach und unterwegs und mit Aya zusammen auch 12km auf den Beinen.
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