Next stop: Snæfellsnes – die Schnee-Berg-Halbinsel

eingetragen in: Europa, Island 1

Bevor wir heute unseren Road Trip starten und zur Snæfellsnes aufbrechen, schauen wir uns noch ein bisschen in Reykjavík um.

Dank der zwei Stunden Zeitverschiebung sind wir beide ziemlich früh wach. Das Wetter lädt allerdings irgendwie noch nicht so zum Aufstehen ein. Es ist grau, windig und ziemlich nass.

Irgendwann raffen wir uns dann trotzdem auf und machen uns auf den Weg zur Hallgrímskirkja, der größten und vermutlich auch imposantesten Kirche Islands. Um kurz vor neun kommen wir auf dem noch ziemlich leeren Parkplatz an. Wir bleiben noch kurz im Auto sitzen, denn die Kirche öffnet erst um 9 Uhr und bei dem Wetter will man keine 5 Minuten draußen warten.

Hallgrímskirkja

Zusammen mit mindestens 2 Touri-Bussen schauen wir uns dann wenig später den Innenraum an. Wie in den meisten evangelischen Kirchen ist dieser ziemlich schlicht gehalten. Mir gefällt der Stil echt gut. Auch die paar gotischen Elemente an der Decke und den Fenstern finden wir beide sehr stimmig. Dann hört’s aber auch schon auf mit unserem Wissen über Architektur und Baustile. Die prominente Orgel beeindruckt mich sehr, schade, dass wir nicht bis zum Konzert heute Abend bleiben können, der Klang ist bestimmt toll. Cool finde ich auch, dass man die Lehnen der Bänke „drehen“ kann, so dass alle Sitzplätze nach hinten zur Orgel schauen.

Jetzt aber zum Hauptgrund, warum wir hier sind: Wir wollen auf den knapp 75m hohen Kirchturm fahren. Der „Eintritt“ für den Fahrstuhl kostet 1000 ISK und da der Shop noch nicht geöffnet hat, können wir das Geld einfach in das Spendenfass werfen. Von oben hat man echt einen tollen Ausblick auf Reykjavík auch wenn einem der Wind heftig um die Ohren pfeift. Ich bin jetzt schon froh, dass ich unsere Wollmützen eingepackt hab. Der Turm ist übrigens das zweithöchste Gebäude Islands, nur ein Bürogebäude in Kópavogur ist noch um 3 Meter höher.

 

Nerd Fakt von Tobi:

Die höchsten Bauwerke Islands sind allerdings 4 Sendemasten, die zwischen 180 und 410m hoch sind. Der höchste davon steht auf der Snæfellsnes und wir werden höchstwahrscheinlich auf unserer Reise noch dran vorbeikommen.

 

Wieder vor der Kirche angekommen, schießen wir noch ein paar Bilder bevor wir uns schnell wieder ins Auto verkrümeln. Eigentlich ist die Innenstadt echt nicht groß und man könnte zu unserem nächsten Ziel bequem laufen. Aber der Wind und der Regen würden dafür sorgen, dass wir patschnass und komplett durchgefroren wären. Also fahren wir…

In einem kleinen Foodcourt frühstücken wir erstmal gemütlich mit Kaffee, heißer Schoki und leckeren Süßen Stückchen aus der Bäckerei Brauð & Co. Es schmeckt alles himmlisch, besonders das Teilchen mit Zimt und Marzipan hält Tobi für die beste Kombination ever.

Eigentlich wollten wir noch schnell im Hard Rock Cafe ein T-Shirt für meine Freundin holen, dafür sind wir aber viel zu früh dran. Der Shop und das Cafe machen beide erst um 12 Uhr auf. So verschieben wir den Besuch eben ans Ende unserer Reise.

The Road Trip begins – Snæfellsnes here we come

Das Navi sagt, wir brauchen ca. 2,5 Stunden zu unserer Unterkunft, der Ravencliff Lodge. Natürlich nur, wenn wir ohne Umwege durchfahren würden. Da das aber nicht der Sinn eines Road Trips ist, haben wir verschiedene Stopps entlang der Route eingeplant bzw. fahren einen größeren Bogen auf der Snæfellsnes. Das wird übrigens in etwa so gesprochen Snai-fjells-nes, was übersetzt soviel heißt wie: Schnee Berg Halbinsel.

Doch der erste Stopp ist gar nicht weit von Reykjavík. Wir halten am Supermarkt „BONUS“, wo wir unseren fast schon traditionellen „Wir schauen was es in fremden Ländern so im Supermarkt gibt“ Einkauf machen. Wir sind fasziniert von den abgetrennten Kühlräumen. Das kann man vermutlich auch nur in Ländern realisieren, wo die Leute selten in kurzen Hosen und Flipflops einkaufen gehen. Man ist das kalt da drin….

Die Preise sind natürlich auch ziemlich heftig – aber das ist ja jetzt keine große Überraschung, schließlich sind wir in Island…

 

Gerðuberg

Weiter geht’s in Richtung Norden auf der Route 1 bevor wir in Borgarnes auf die 54 abbiegen. Eigentlich wollten wir heute eine kurze Wanderung zum Eldborg Krater unternehmen. Aber der heftige Regen samt Wind und 3°C Außentemperatur überzeugen uns dann doch vom Gegenteil. Stattdessen heißt unser nächster Stopp halt Gerðuberg Cliffs, einer Klippe die aus Basaltgestein geformt wurde. Die Abzweigung ist dank Google Maps schnell gefunden und der Weg dorthin ziemlich holprig. Als wir an der kleinen Parkbucht ankommen sind, außer uns, noch zwei weitere Autos hier. Da der Regen aber gerade nochmal richtig loslegt, beschließen wir noch ein paar Minuten im Auto zu bleiben. Mit Mütze und Regenjacke bewaffnet wagen wir uns dann nach einer Weile doch aus dem kuschligen Auto um die beeindruckende Klippe anzuschauen.

Die Basaltsäulen sind alle sechseckig, eine Form die in der Natur sonst nicht oft vorkommt. Diese Form nimmt Lava an, wenn sie ganz langsam erkaltet. Wir erklimmen die Geröllhalde davor um einen besseren Blick auf die Säulen zu bekommen. Gerade als wir oben sind, fängt es wieder an stärker zu Regnen und Sekunden später wird der Regen zu Graupel/Hagel. Das tut auf den Händen ganz schön weh… Aber so what… jetzt sind wir schon oben also schauen wir uns weiter um, bis wir etwa 15 min später wieder nach unten steigen und uns ins Auto verkrümeln. In diesen 15 Minuten wechseln wir noch bestimmt 3 mal zwischen Regen, kein Regen und Graupel. Die nassen Jacken lassen wir auf der Rückbank trocknen und kuscheln uns in die Sitzheizung. Was für eine grandiose Erfindung.

Ytri Tunga – der Robbenstrand der Snæfellsnes

Die Fahrt geht weiter in Richtung Ytri Tunga, einem Strand wo man oft Robben sehen kann. Er liegt an der Südseite der Snæfellsnes ziemlich mittig an der Route 54. Es gibt einen ziemlich großen Parkplatz mit einigen Hinweistafeln. Darauf ist zu lesen, was hier für Robben leben und wie man sich verhalten soll. Hört sich alles logisch an; Abstand halten, nicht zwischen Robben und Wasser stehen, sich entfernen wenn die Tiere unruhig werden und jetzt das wichtigste: Keine Selfies mit Robben… Ich glaub manchen Leuten ist nicht so wirklich bewusst was für scharfe Beißerchen die Tiere haben.

Der Weg zu den Robben ist etwas unwegsam, denn wir müssen erst über einen kleinen Siel „hüpfen“ und dann ein gutes Stück über große Steine auf eine kleine Halbinsel hinaus gehen. Den Algen nach zu urteilen ist grad Ebbe. Doch nach ca. 15 Minuten können wir tatsächlich eine ganze Gruppe Robben beim chillen beobachten. Einige sind auch im Wasser immer wieder zu sehen. Ich freue mich sehr, diese schönen Tier mal in freier Wildbahn zu sehen. Ganz schön groß und auch auf dem Land erstaunlich schnell. Wir erwischen einen ziemlich sonnigen Abschnitt für unsere Fotos und machen uns auch erst wieder auf den Rückweg als der Wind merklich auffrischt und es wieder zu regnen beginnt.

 

Einmal quer über die Halbinsel

Als nächstes müssen wir erstmal wieder ein Stück zurück auf der 54 bevor wir auf die „Querverbindung“ 56 nach links abbiegen. Die geteerte Straße schlängelt sich langsam bergauf denn die Mitte der Halbinsel ist ziemlich bergig. Kurz nachdem es wieder talwärts geht, gibt es einen kleinen Aussichtspunkt mit Wasserfall. Allerdings liegt der Sheepsfall ziemlich versteckt und wir müssen unserem Gehör folgen, damit wir diesen wunderschönen Wasserfall bestaunen können. Dazu gibt’s noch einen Panoramablick inklusive Regenbogen.

 

Berserkjahraun

Der letzte Punkt auf der Snæfellsnes für heute heißt Berserkjahraun. Diese kurze Rundstraße liegt gleich an der nördlichen Abzweigung auf die Straße 54 und führt durch ein altes Lavafeld. Einer Sage nach, wurde dieser Weg von zwei Brüdern, die Berserker waren errichtet. Die ganze Geschichte dazu findet ihr hier. Das isländische Wort „Hraun“ heißt übrigens Lava.

Die Schotterstraße ist ziemlich holprig und wir kommen auch nicht sonderlich gut voran. Das macht aber gar nix, denn die Landschaft ist total faszinierend. Die erstarrte Lava und die verschiedenfarbigen Gesteine sehen sehr nach Mondlandschaft aus. Schwer vorstellbar, wie hier jemand eine Straße gebaut hat. Das viele grüne Moos lässt das schroffe Lavagestein aber durchaus weicher erscheinen und macht die Szenerie nur noch surrealer. Wir sind wirklich froh, diesen Abstecher gemacht zu haben.

 

Bitte Reifendruck prüfen!

Kurz vor Ende der Straße macht uns ein schnödes PING im Auto auf den Reifendruck aufmerksam. Mist, das können wir jetzt ja mal gar nicht gebrauchen. Vorne links ist der Reifendruck etwas niedriger als in den übrigen Rädern. Also erstmal abwarten und schauen ob’s schlimmer wird. Nach etwa. 2 Kilometer nimmt der Druck leider immer noch ab und wir halten in einer Bucht, die wohl eigentlich für Busse gedacht ist.

Nachdem wir uns den Übeltäter angeschaut haben ist auch klar, warum er Luft verliert. Der Reifen ist an einer Stelle komplett bis auf das Metallgitter abgefahren. Vermutlich durch eine Vollbremsung unserer Vormieter. Na toll, jetzt müssen wir Reifen wechseln… und nicht nur das, erstmal müssen wir unser komplettes Gepäck vom Kofferraum auf die Rückbank verfrachten, denn der Wind pustet unerbittlich alles weg was nicht schwer genug ist. Das muss Tobi schmerzlich erfahren, denn als er den Kofferraum öffnet erfasst eine Böe meine gerade wieder trockene Regenjacke und wirbelt sie durch die Luft in den Minisee der neben der Haltebucht ist. Zum Glück kriegt er sie noch rechtzeitig zu fassen bevor sie weiter in die Mitte geweht wird. Jetzt muss sie halt nochmal trocknen. Irgendwann haben wir dann auch das Notrad (das nur halb so breit ist wie die anderen Reifen) inkl. Wagenheber und Werkzeug ausgebuddelt. Tobi muss sich zwar mit seinem ganzen Gewicht auf den Schraubenschlüssel stellen damit die Radmuttern aufgehen, aber als sie dann gelöst waren haben wir ziemlich flott das Rad gewechselt. Gut, der eisige Wind war auch ein guter Motivator…

Da es schon ziemlich spät ist und wir noch ein gutes Stück zu fahren haben, beschließen wir die Autovermietung erst in der Unterkunft anzurufen. Leider ist die Straße 54 in östlicher Richtung dann nur noch bis zur Abzweigung nach Stykkishólmur asphaltiert und so müssen wir mit dem Zwergenreifen noch über eine Stunde auf löchrigen Schotterpisten bis zur Ravencliff Lodge fahren. Das Wetter ist jetzt als kleine Entschädigung aber wirklich schön und wir sehen ein Panorama nach dem Anderen in der Abendsonne. Die Stimmung ist aber etwas getrübt, denn bei jedem Schlagloch haben wir Angst, dass uns das Notrad um die Ohren fliegt.

Als wir dann endlich nach einer gefühlten Ewigkeit in die Straße 581 abbiegen sind es nur noch ein paar Kilometer zum Cottage. Das Tal wird immer enger und einsamer… wir sehen nur noch ein paar Pferde und einige Schafe als wir dann endlich angekommen sind.

 

Ravencliff Lodge

Viel mehr „Mitten im Nirgendwo“ geht echt nur noch schwer. Die Snæfellsnes ist echt verdammt einsam. Über eine Schlüsselbox kommen wir in die kleine Lodge, die 3 Doppelzimmer, ein Bad, eine Küche und ein kleines Esszimmer hat. In Island ist es üblich, in den meisten Übernachtungsmöglichkeiten das Bad zu teilen. Aber eine Sache ist der Hammer… die Internetverbindung. Wir haben ein 1A WLAN Verbindung und Tobi misst um die 35Mbit. Auch beide Handys haben durchgehend LTE Empfang. Da könnte sich Deutschland (AKA Edgeland) echt mal ne Scheibe abschneiden…

Nachdem wir unsere Sachen ins Zimmer gebracht haben rufen wir bei der Mietwagenfirma an um abzuklären, wie es mit dem Reifen weitergeht. Wir erfahren, dass wir den Reifen bei jeder Werkstatt reparieren lassen können. Die Rechnung müssen wir dann erst mal selbst begleichen, bekommen den Betrag dann aber bei Abgabe des Wagens wieder. Na gut, dann suchen wir morgen mal eine Werkstatt in der Nähe… hab ich schon erwähnt, dass wir hier mitten im Nirgendwo sind? Wird schon werden.

Unser Plan noch was Essen zu gehen wurde ja leider zunichte gemacht und auf dem Weg hierher gab es auch leider keine Einkaufsmöglichkeit mehr. So müssen wir aus unseren Vorräten aus dem BONUS Einkauf, die zum großen Teil eigentlich fürs Frühstück gedacht waren ein Abendessen improvisieren. Zum Glück haben wir einen kleinen Keks Vorrat….

Ziemlich müde und kaputt kuscheln wir uns in die Betten. Morgen soll es zur Whale Watching Tour nach Ólafsvík gehen.

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