So war das aber nicht geplant… heute doch keine Wale

eingetragen in: Europa, Island 2

Trotz unserer am Vorabend dezimierten Frühstücksvorräte werden wir ausreichend satt und können so gegen halb neun aufbrechen

Es geht los in Richtung Olafsvik…

Zuerst telefonieren wir 3 verschiedene Autowerkstätten ab und suchen nach einem neuen Reifen für unser Auto. Leider hat keiner die Größe vorrätig und reparieren geht nach unserer Ansicht eben nicht. Wir beschließen heute mir dem Notrad weiterzufahren und es morgen in der Nähe von Reykjavik nochmal zu versuchen.

Unser Ziel für heute heißt Olafsvik, was ganz am Ende der Halbinsel liegt. Da wir einen von beiden Wegen in diese Richtung gestern schon gefahren sind, hoffen wir, dass der andere Weg wenigstens asphaltiert ist. Schließlich wollen wir das Notrad schonen.

Die Hoffnung wird aber leider schon nach wenigen Metern auf der Straße 56 zunichte gemacht. Leider nur Schotterstraße. Naja, dann eben langsam fahren, wir haben ja noch gut Zeit bis wir bei der Whale Watching Tour in Olafsvik sein müssen.

… oder doch nicht?

Das Wetter wechselt wieder im 5-Minuten Takt zwischen Regen und Sonne und hinter jeder Kurve verändert sich die Landschaft. Doch die Freude währt leider nicht sehr lange, wir hören ein seltsames Geräusch und halten an. Ich mach die Beifahrertüre auf und sehe sofort den Übeltäter. Der Reifen rechts hinten ist platt.

Diesmal hat uns das Reifendrucksystem auch nicht gewarnt, denn das war schon total verwirrt, weil das kaputte linke Vorderrad samt Sensor noch im Kofferraum lag.

Nach dem ersten Schock suchen wir uns erstmal eine geeignete Stelle zum Anhalten ein paar Meter weiter, denn wir standen genau vor einer Kuppe. Oben auf der Anhöhe sieht man unser Auto von beiden Richtungen schon kilometerweit. Nicht dass uns hier viele Autos begegnen würden.

Dank dem top ausgebauten Handynetz in Island können wir trotz „mitten im Nirgendwo“ ohne Probleme per Skype telefonieren und haben sogar guten LTE Empfang. Nach einer guten halben Stunde telefoniererei, erst mit der Autovermietung, dann mit dem Abschleppdienst müssen wir per Kreditkarte erstmal einen Vorschuss überweisen, bevor der Abschlepper sich auf den Weg macht. Er sagt, er braucht etwa. 40 Minuten. Glaub ich zumindest… der gute Mann grummelt ziemlich in sein Telefon und sein englisch ist etwas undeutlich.

Unseren Standort haben wir per GPS Koordinaten übermittelt und es gibt eh nur eine Straße weit und breit. Er wird uns schon finden.

Warten auf den Abschleppdienst

In der kompletten Wartezeit passieren uns nicht mal 10 Autos… also nicht so viel los hier. Das ist auch gar nicht so schlecht, denn wir stehen quasi mit 3/4 unseres Autos auf der Straße. Außerdem muss ich dringend pinkeln und weit und breit gibt es keinen Busch, Stein oder sonst irgendeine Deckung. Die Männer unter euch werden das vermutlich nicht verstehen aber für uns Frauen ist das ziemlich wichtig. Aber was soll’s, ich kann auf der Straße in beide Richtung kilometerweit sehen und so verkrümele ich mich eben ein Stück abseits von der Straße. Sehr seltsam, vor allem die 3 Schafe, die mich von einem Hügel „beobachten“ 🙂 Schnell zurück ins Auto, denn es fängt wieder an zu regnen.

So langsam wird es ziemlich eng mit der Wal Tour und ich versuche beim Anbieter anzurufen, erreiche ihn aber leider nicht. Müssen es wohl später erneut versuchen.

Dank der Internetverbindung vergeht die restliche Wartezeit relativ schnell und nach einer knappen Stunde sehen wir in der Ferne tatsächlich einen Abschleppwagen heran brausen.

Naja, eigentlich ist es kein Abschlepp-Wagen sondern eher ein Abschlepp-Truck. Der kann unseren SUV bequem auf die Ladefläche stellen. Wohlgemerkt ohne ihn nochmal extra zu sichern… einfach ein Keil hinter die Räder und los gehts in Richtung Búðardalur. Das ist genau in die entgegengesetzte Richtung von Olafsvik. Bye bye Waltour.

Der Truck hat nur 2 Plätze für Fahrer und Beifahrer, ich sitze ohne Gurt auf der Pritsche und sehe dadurch nur die ersten 5 Meter vorm LKW. Wir sind auch das einzige Fahrzeug, dass die erlaubten 80 schafft. Die großen breiten Reifen fahren einfach über die Schlaglöcher hinweg.

Búðardalur

Nach weiteren 40 Minuten Fahrt kommen wir dann in dem kleinen Ort Búðardalur an. Es hat laut Wikipedia sage und schreibe 269 Einwohner, ist aber auch die größte Ansiedlung im Umkreis. Hier gibt es auch eine Autowerkstatt, die gleichzeitig wohl auch Landmaschinenhändler und Eisenwarenladen ist.

Nachdem die Mitarbeiter unser Auto und die beiden kaputten Räder begutachtet haben, macht sich einer gleich an die Reparatur vom hinteren Reifen. Den geübten Handgriffen nach, scheint das hier Routine zu sein.

Der andere Mitarbeiter geht derweil auf die Suche nach einem Ersatz fürs total kaputte Vorderrad. Einen neuen Reifen in dieser Größe hat auch diese Werkstatt nicht. Nach einer Weile kommt er mit einem gebrauchten Reifen zurück und fragt, ob es ok sei diesen zu nehmen.

Uns ist das egal, Hauptsache wir können weiterfahren. Uns bleibt ja auch groß keine andere Möglichkeit.

Inzwischen habe ich die Leute von Láki Tours, dem Whale Watching Anbieter, erreicht und konnte die Tour zum Glück auf morgen verschieben. Das bringt zwar unseren Plan ziemlich durcheinander aber der ist nach der Aktion heute sowieso hinüber.

Inzwischen ist unser Auto auch wieder fahrbereit und nachdem wir die Rechnung beglichen haben, können wir uns endlich wieder auf den Weg machen.

Von Olafsvik trennen uns jetzt nur leider gute 3 Stunden Fahrt und da wir ja eh morgen dahin wollen müssen wir uns für heute eine Alternative überlegen.

Zuerst machen wir aber einen kurzen Einkaufsstopp im örtlichen Supermarkt mit angeschlossener Tankstelle. Dort holen wir uns auch noch einen Hot Dog zum Mittag. Die isländischen Hot Dogs sind echt verdammt lecker und schmecken sogar Tobi, der sonst nicht so der Wurst Fan ist.

Planänderung: Es geht zum Krater Grábrók

Dank meiner Google MyMaps Karte steht unser Alternativprogramm auch schnell. Wir fahren einfach ein Stück nach Süden zum Vulkankrater Grábrók.

Der Weg dorthin führt über einen schönen Pass und so langsam klart dann auch noch der Himmel auf und wir können die Aussicht genießen.

Der Grábrók Krater liegt direkt an der Ringstraße und ist somit auch ziemlich gut besucht. Der Weg nach oben ist komplett mit neuen Holztreppen versehen. Überall sind Hinweisschilder und kleinerer Abgrenzungen, die darauf hinweisen auf dem Weg zu bleiben um die Natur zu schützen. Ich hab gelesen, dass die Isländer in den letzten Jahren viele der Sehenswürdigkeiten „geupgradet“ haben. Die vielen Touristen haben die Wege so sehr beansprucht, dass die Natur nicht mehr mithalten konnte.

Nach etwa 10 Minuten sind wir auch schon oben auf dem Kraterrand und können die wunderbare Aussicht genießen. Wir sehen sogar einen Regenbogen und so langsam sind wir dann auch wieder versöhnt mir Island. Auf der Kante kann man einmal um den Krater herumgehen. Alles in allem verbringen wir hier ca. 45 Minuten bevor wir wieder aufbrechen.

Glanni Falls

Ein kleines Stückchen weiter Richtung Süden liegen die Glanni Falls, denen wir dann als nächstes einen Besuch abstatten. Der Parkplatz liegt genau neben einem Golfplatz. Für den Weg zum Wasserfall benötigen wir keine 10 Minuten. Am Aussichtspunkt angekommen, schießen wir ein paar Fotos und genießen das angenehme Wetter.

Barnarfoss und Hraunfossar

Weitere 40 Minuten südlich an der Straße 518 liegen die beiden Wasserfälle Barnarfoss und Hraunfossar. Zusammen mit einem großen Parkplatz gibt es hier auch ein kleines Restaurant und Cafe. Die Menschenmenge hält sich aber in Grenzen und wir können uns alles in Ruhe anschauen.

Der Barnafoss schneidet sich durch ein Tal und ist eng, wild und ziemlich laut. Der Name lautetet übersetzt Kinderwasserfälle. Der Legende nach verloren hier 2 Kinder ihr Leben. Hier gibt’s ausführlichere Infos.

Die Hraunfossar setzen sich aus vielen kleinen Wasserfällen zusammen, die „aus der Wand“ heraus in den Fluss Hvitá fließen. Der Name bedeutet auch „Lavawasserfälle“, eben weil das Wasser aus der Lava zu kommen scheint.

Das stimmt auch zum Teil, denn ein Arm vom Fluss Hvitá versickert im löchrigen Lavagestein und das Wasser fließt dann auf dem Basaltgestein weiter, das wasserundurchlässig ist. An den Hraunfossar fließt das Wasser dann wieder zurück in den Hauptstrom.

Über den Fluss führt eine kleine Fußgängerbrücke auf das Lavafeld, wo wir uns ein bisschen umsehen.

 

Nerdmodus on:
Hier erkennt man gut die unterschiedlichen Arten von erkalteter Lava. Gestern haben wir fast ausschließlich die scharfkantige ʻAʻā-Lava gesehen, hier sieht es aber eher nach erstarrten Kuhfladen aus. Diese Art wir dann Pāhoehoe-Lava genannt. Beide Begriffe kommen aus dem Hawaiianischen. Die ganzen Namen und Unterschiede weiß ich aber auch nur, weil meine Freundin Nadine mir kurz vorm Urlaub noch einen Auffrischungskurs in Erdkunde gegeben hat. Danke!

So langsam machen wir uns dann auch wieder auf den Weg zurück, denn wir haben noch einen letzten Punkt für unser Alternativprogramm. Auf der Abbiegespur vom Parkplatz gabeln wir noch ein junges Tramperpärchen aus der Tschechischen Republik auf, die wir bis zur Ringstraße mitnehmen.

Guðrúnarlaug Hot Spring

Über die Passstraße Nr. 60 geht es zurück in Richtung Norden. An Búðardalur vorbei fahren wir bis zum Hotel Edda Laugar. Denn gleich nebenan ist die heiße Quelle Guðrúnarlaug, wo wir uns noch ein bisschen entspannen wollen.

Neben einer kleinen Hütte zum Umziehen liegt die eingefasste Quelle. Als wir ankommen sind schon einige Leute hier – wir gesellen uns einfach dazu und kommen auch schnell ins Gespräch. Wir treffen eine nette quirlige Amerikanerin aus Wisconsin, 3 Österreicherinnen, 1 Pärchen aus dem Baskenland und ein Pärchen aus Bordeaux. Natürlich sind wir nicht alle gleichzeitig im Wasser, soviel Platz wäre gar nicht. Teilweise müssen wir uns auch auf englisch, deutsch, französisch und spanisch gleichzeitig unterhalten. Zum Glück kann immer irgendwer für die Anderen übersetzen und fehlende Worte einwerfen. Das sorgt natürlich auch ziemlich oft für Lacher, denn bei so vielen Sprachen kommt man auch schnell durcheinander.

Irgendwann müssen wir dann leider doch aus dem heißen Wasser raus und uns dem ziemlich kalten Wind stellen. Wir wickeln uns schnell in die Handtücher und ziehen uns dann im warmen Auto wieder um.

Bevor wir aber zur Unterkunft auf der Sneifellsnes zurückkehren fahren wir zum dritten mal heute durch Búðardalur. Diesmal um im kleinen Fischrestaurant zu essen. Bei mir gibt’s Fischburger und Tobi probiert den Burger mit Lamm. Sehr Lecker! Wir gönnen uns sogar noch ein Eis als Nachtisch.

Jetzt noch ein kurzer Tankstopp und dann zurück zur Lodge.

Straßen Asphaltierung – Live!

Kurz nach dem Ort kommen wir noch in den Genuss die Asphaltierung einer Straße live mitzuerleben. Das Teerfahrzeug fährt auf einer Spur und ich muss mich auf der anderen dran vorbei quetschen. In der Mitte der Straße liegt ein großer Wall an Rollsplitt über den wir irgendwie drüber müssen. Zum Glück ist vor uns ein größeres Fahrzeug und wir können die so entstandene Lücke mit nutzen.

Das Ganze ist echt ziemlich abenteuerlich und wohl auch nicht ganz ungefährlich, lässt sich aber nicht anders lösen, denn eine Sperrung der Straße würde einen extremen Umweg (über 60km) für alle bedeuten. Nur eine Spur zu sperren geht auch nicht, denn das wäre dann viel zu eng. Also: Hut ab vor allen isländischen Straßenarbeitern.

Endlich in der Loge angekommen, hüpfen wir vorm Schlafengehen noch schnell unter die Dusche.

Hoffentlich schaffen wir es morgen dann nach Olafsvik.

2 Responses

  1. […] gleich mal einen kleinen Schock, denn der Reifendruckwarner pingt wieder penetrant vor sich hin. Oh, bitte nicht schon wieder… Der psi Wert bleibt diesmal aber zum Glück einigermaßen stabil, er ist wohl nur niedrig, weil es […]

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