Island – Das Land der Wasserfälle

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Bye Bye schönes Wetter

Letzte Nacht gab es laut Vorhersage eine ziemlich gute Chance in unserer Gegend die Nordlichter zu sehen. Aber obwohl wir regelmäßig nachgeschaut haben, gabs keine Aurora Borealis zu sehen, denn der Himmel war die ganze Nacht über wolkenverhangen. Vielleicht klappts ja in einer anderen Nacht.

Der Blick aus dem Fenster  bestätigt am Morgen auch leider die Vorhersagen von gestern. Es ist alles grau und verregnet. Und an den Bäumen sieht man auch schon, dass es ziemlich windig sein muss.

Wir gehen trotzdem erstmal zurück nach oben, wo unserer Gastgeberin schon ein reichhaltiges Frühstücksbuffet aufgebaut hat. Außer uns ist nur noch ein anderes Pärchen hier, so dass wir ganz gemütlich und in aller Ruhe frühstücken können, bevor wir uns wieder auf den Weg machen.

Bei der Verabschiedung unterhalten wir uns noch ein Weilchen mit dem Gastgeber Ehepaar und ich probiere wieder mehr oder weniger erfolgreich wenigstens die Namen der Orte richtig auszusprechen. Das ist mir bisher noch in keinem anderen Land so schwer gefallen. Aber die beiden sind geduldig und sprechen die Worte extra noch ein paar Mal für mich vor, bis es wenigstens einigermaßen stimmt.

Eigentlich wollten wir heute zur Landmannalaugar (immerhin diesen Namen kann ich jetzt richtig aussprechen) fahren um dort zu Wandern. Leider ist der Schnee dieses Jahr schon relativ früh dran und die Straße die dorthin führt ist unpassierbar. Das Wetter lädt nun auch nicht grad dazu ein, stundenlange Wanderungen zu unternehmen, daher hält sich die Enttäuschung auch etwas in Grenzen.

 

Háifoss – Wasserfall die 1.

In der Nähe liegt ein ziemlich interessanter Wasserfall, der Háifoss, den wir stattdessen ansteuern. Der Weg dorthin führt über die Straße Nr. 332 und ist mehr als abenteuerlich. Selbst die schlimmsten Feldwege bei uns im Ort sind besser als dieser Schotterweg. Durch den Regen haben sich überall Pfützen gebildet und machen aus den vielen Schlaglöchern eher eine Seenlandschaft.

Wir kommen nur ziemlich langsam voran und irgendwie bremst uns wohl auch der Gedanke an eine weitere Reifenpanne etwas aus. Aber egal, nach ca. 25 Minuten haben wir die 7,5 Kilometer von der Abzweigung geschafft und sind wohlbehalten am Parkplatz angekommen. Ein Blick nach draußen verrät uns, dass wir ohne geeignete Kleidung in ca. 1 Minute klitschnass und durchgefroren wären. Also heißt es erstmal: Umziehen. Es dauert eine Weile, bis wir uns im Auto die Regenhose angezogen haben aber irgendwann sind wir dann startklar. Ausgerüstet mit Regenhose, Fleecejacke, Regenjacke, Handschuhen und Mütze kann es dann endlich losgehen. Der Weg vom Parkplatz zum Aussichtspunkt ist in etwa 10 Minuten zurückgelegt und wir stehen an der steilen Klippe genau gegenüber dem Wasserfall Háifoss. Er ist der dritthöchste Wasserfall Islands und fällt ziemlich lautstark 122 Meter tief ins Tal. Das Tosen hören wir sogar trotz dem heftigen Wind, der uns immer wieder entgegenpeitscht.

Wow… ist das beeindruckend. Ein Stück weiter Talwärts ist ein kleinerer Wasserfall, dessen Wasser gar nicht bis nach unten kommt. Der Wind bläst es immer wieder zurück nach oben und gegen die Steilwand. Wir taufen ihn: Perpetuum Wasserfall… (auch wenn das physikalisch natürlich nicht korrekt ist 🙂

Es ist gar nicht so einfach bei dem Wetter brauchbare Fotos zu machen. Wir haben zwar für die Kamera einen sehr fachmännischen Regenschutz gebaut. Der besteht aus Ziplock Beutel und ein paar meiner Haargummis. Das klappt erstaunlich gut und kostet nur ein Bruchteil einer „richtigen Hülle“, aber wir müssen ständig die Linse von den Regentropfen befreien. Man hat ca. eine halbe Sekunde um abzudrücken, bevor wieder alles voller Tropfen ist. Ich wünsche mir mittlerweile auch sehnsüchtig Scheibenwischer an meine Brille.

Trotz oder vielleicht auch gerade wegen des Wetters sind wir beide schwer beeindruckt. Die Stimmung hier ist einfach der Hammer. Wir gehen noch ein Stückchen weiter in Richtung Tal um noch ein paar andere Blickwinkel zu bekommen. Man kann von hier auch eine ca. 7 Kilometer lange Wanderung flussabwärts machen… aber vermutlich sollte man dafür auf besserers Wetter warten. Denn als wir nach etwa einer halben Stunde den Rückweg antreten frieren wir ganz schön. Wir sind zwar überwiegend trocken geblieben aber der kalte Wind kühlt trotzdem den Körper aus.

Zurück im Auto ziehen wir uns die Regensachen wieder aus und verteilen sie im Auto, damit sie bis zur nächsten Station wenigstens etwas Zeit zum trocknen haben. Zum Glück hat jeder von uns 2 Jacken und 2 paar Schuhe dabei. Auf dem holprigen Rückweg freuen wir uns einmal mehr über die Sitzheizung.

 

Hjálparfoss – Wasserfall die 2.

Da wir ja im Tagesprogramm durch die Reifenpanne einen Tag zurückliegen, müssen wir wieder ein Stück zurück, denn wir wollen heute ein Stück vom Golden Circle abfahren. Für den ganzen Kreis wird es wohl nicht reichen aber damit haben wir uns schon abgefunden. Manchmal läuft es eben nicht so wie geplant und mann muss das beste draus machen.

Da er an der Straße liegt, halten wir auch noch schnell am Hjálparfoss. Der Parkplatz und die Aussichtsplattform werden/sind gerade neue gemacht. Leider ist das Toilettenhäuschen noch nicht offen.

Im Vergleich zum Haífoss ist dieser hier eher winzig und unspektakulär aber wir schauen uns trotzdem eine Weile um, zumal der Regen gerade etwas nachgelassen hat.

Auf dem Weg zum nächsten Wasserfall kommen wir dann an einem kleinen Aussichtspunkt vorbei, wo wir auch anhalten. Google Maps sagt, dass der Platz Gaukshöfði heißt. Wir kraxeln den steilen Hügel hoch und haben eine tolle Aussicht über die Gegend. Der Abstecher hat sich mehr als gelohnt.

 

Gullfoss – Wasserfall die 3.

Bis zum Gullfoss brauchen wir jetzt noch 1 Stunde. Als wir ankommen ist der Parkplatz trotz des miesen Wetters mehr als voll. Wir haben Glück und finden auf Anhieb einen. Wieder im Regenoutfit wagen wir uns aus dem Auto. Es gibt 2 unterschiedliche Aussichtsplattformen mit Parkplätzen. Wir sind an der Kleineren unten gelandet, wo man sehr nahe an den Gullfoss rankommt. Island zeigt sich wieder von seiner rauhen Seite mit viel Wind und starkem Regen. Dick eingepackt halten wir es hier für etwa 45min aus, dann sind wir trotz Regenschutz nass.

Aber irgendwie ist es trotzdem schön hier. Die Wassermassen, die über verschiedene Stufen nach unten stürzen sind echt gigantisch. Über ein paar Treppen gelangen wir zur oberen Aussichtsplattform. Hier ist nochmal ein großer Parkplatz sowie ein Visitorcenter. Wir gehen ein Stück den beplankten Weg entlang um den Gullfoss von oben besser zu sehen. Hier pfeift der Wind noch etwas heftiger und wir können uns sogar dagegen lehnen. Mal wieder wünsche ich mir einen Scheibenwischer für meine Brille, denn ich sehe nicht immer so genau was vor mir gerade passiert.

Nach ein paar Fotos machen wir uns wieder auf den Rückweg, denn wir frieren doch ganz schön bei dem Wind.

Das wars jetzt für heute auch mit Wasserfällen und wir sind uns einig, dass uns der Háifoss mit Abstand am besten gefallen hat.

Bevor wir uns die Geysire anschauen, machen wir auf der Straße 35 noch einen kurzen Abstecher nach Norden. Das schlechte Wetter lässt uns aber schnell wieder umkehren, denn hier gibt’s nur Nebel und Wolken zu sehen.

 

Geysire –  wenn die Erde niesen muss

Gleich um die Ecke vom Gullfoss liegen die bekannten Geysire: Strokkur und Geysir. Da wir nur so kurz fahren und die nassen Sachen natürlich noch nicht wieder trocken sind, müssen wir unsere zweite Garnitur Jacken und Schuhe auspacken, denn es Regnet immer noch.

Schon auf dem Parkplatz riechen wir den Schwefeldampf, der hier überall aus dem Boden kommt. Wir folgen einfach den vielen Menschen in Richtung Strokkur, dem einzigen noch aktiven Geysir in Island. Wir müssen auch nicht lange warten bevor wir das erste Mal eine Eruption sehen können. Wow – sehr imposant und spannend. Die Eruptionen schießen das Wasser zwischen 25 und 35 Meter in die Höhe und das in einem Intervall von ca. 10 Minuten. Um das brodelnde Loch herum sind überall Absperrungen, denn das Wasser kocht und man kann sich sich schwer Verbrühen. Wir testen nach einem Ausbruch vorsichtig das ablaufende Wasser und sind überrascht, dass es trotz der Zeit in der Luft und des kalten Bodens über das es bis zu uns schon bestimmt 20 Meter geflossen ist noch ziemlich warm ist. Auf dem  geothermalen Feld befindet sich auch noch das viel größere Geysir mit dem Namen: Geysir. Leider ist es nur noch sehr selten aktiv, meistens nach Erdbeben oder Vulkanausbrüchen. Dann aber richtig, die Höhe der Wassersäule kann dann auch mal über 100 Meter betragen. Dieses Geysir ist auch der Namensgeber für alle anderen Springquellen, das Wort bedeutet im Isländischen „sich ergießen, herausspritzen“.

Das ganze Haukadalur Geothermalfeld ist sehr interessant und es gibt neben den verschiedenen Geysiren auch noch ein paar heiße Quellen, die unterschiedliche Farben haben. Die Quelle „Blesi“ fällt besonders auf, denn eines der beiden Becken hat einen leuchtend blauen Farbton. Das liegt an der Wassertemperatur und den im Wasser gelösten Mineralien.

So langsam sind wir wieder mal ziemlich nass und außerdem müssen wir auch noch fast zwei Stunden zu unserem Hotel fahren. Also machen wir uns wieder auf den Weg. Das Hotel Burfell liegt kurz vor Vik und so fahren wir an ein paar Wasserfällen und Aussichtspunkten vorbei, die wir dann auf dem Rückweg anschauen wollen. Ab morgen sollten wir aber dann die Reifenpannen-Planänderung wieder drin haben und können „normal“ weiter Reisen. Durch die Änderung müssen wir auch eine der Hauptatrakktionen Islands – das Þingvellir –  auslassen. Vielleicht schaffen wir’s auf dem Rückweg noch, ist aber sehr unwahrscheinlich. Bringt jetzt aber nix, sich darüber aufzuregen, ändern können wir’s eh nicht.

Die Fahrt zieht sich ein wenig, denn es ist grau und wolkenverhangen. Bei schönen Wetter ist die Strecke bestimmt wunderschön.

Im Hotel angekommen, ziehen wir uns schnell um und hängen die nassen Sachen auf. Dafür brauchen wir alles, was nur im entferntesten einem Haken ähnelt: Türrahmen, Bilderrahmen, Nachttischlampe, Stuhl, Tisch, Türklinken…

In Vik essen wir dann in einer hübschen Kneipe Burger und Ribs und halten uns beim Bezahlen einfach die Augen zu. Man ist das hier alles teuer… Da trinkt man zum Essen auch freiwillig nur ein Wasser – das billigste Bier kostet an die 10 EUR.

Zurück im Hotel fallen wir nach einer heißen Dusche in die Betten.

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