Zum Frühstück müssen wir heute in ein anderes Gebäude. Auf dem Weg dorthin verstauen wir gleich das ganze Gepäck im Auto, so dass wir danach gleich losfahren können.
Im Frühstücksraum werden wir sehr positiv überrascht. Hier gibt es alles, was das Herz begehrt von frischem Obst über Müsli bis zu verschiedenen Fischsorten ist alles da. Sehr lecker. Das tröstet uns auch ein bisschen über die Tatsache hinweg, das dass Wetter immer noch saumäßig schlecht ist. Wir sehen keine 100 Meter weit und es ist kalt und nass. Brrrr….
Fjaðrárgljúfur Canyon von oben
Nach etwa einer Stunde Fahrt sind wir am Fjaðrárgljúfur Canyon angekommen und fahren über ein Stück F-Road auf den oberen Parkplatz. Die Straßenverhältnisse sind sehr schlecht und wir müssen wieder sehr langsam fahren und sind über jeden Zentimeter Bodenfreiheit unseres Autos froh. Als wir ankommen ist der Parkplatz schon ziemlich voll und nur mit Tobis Einparkkünsten finden wir noch ein Fleckchen für uns. Wir sind überrascht, wie viele Kleinwägen hier stehen, denn die müssen die Straße ja ebenfalls bewältigt haben. Das ist ausdrücklich verboten – und abgesehen davon würde ich mich das auch nicht trauen… Ich will gar nicht wissen, wie viele Autos die Abschleppdienste hier jedes Jahr rausziehen müssen.
Wir folgen einfach den vielen Menschen in Richtung Schlucht bis wir einen Aussichtspunkt erreichen. Wow… der Blick in die Schlucht ist der Hammer und das graue Wetter macht die Stimmung sehr mystisch. Oder vielleicht reden wir uns das auch nur ein, damit wir nicht so frustriert vom Wetter sind 😉
Auf der Plattform warten wir brav, bis wir mit Fotomachen dran sind. Ich will gar nicht wissen, was hier in der Hauptsaison bei schönem Wetter los ist… Die restliche Schlucht schauen wir uns dann auch noch an, aber am schönsten fanden wir tatsächlich die allererste Aussicht.
Fjaðrárgljúfur Canyon und auch noch von unten
Irgendwo hab ich gelesen, dass man von ganz unten einen tollen Blick in die Schlucht hat und so machen wir uns wieder auf den Weg zurück zum Auto, damit wir ans untere Ende fahren können. Damit wir aber die F-Road zurück fahren können, müssen wir das Auto wenden, was leider gar nicht so einfach ist, denn alle parken kreuz und quer. So bleibt uns nix anderes übrig, als die Straße weiter zu fahren und nach einer Stelle zum wenden zu suchen. Wir finden erst nach ca. 2 Kilometern einen Spot, wo wir uns beide sicher sind, dass das Wendemanöver klappt. Die Wiese links und rechts neben der Straße ist nämlich so nass und matschig, dass wir es nicht wagen auch nur ein bisschen reinzufahren. Auf dem Herweg haben wir schon einen großen VW Van gesehen, der mitten in der Wiese geparkt hat und auf dem Rückweg stehen nun viele hilflose Asiaten drumrum und versuchen da wieder rauszukommen. Hilfe anbieten bringt aber nicht, denn sie stehen fast bis zur Achse im Matsch. Das wird ohne Richtige Ausrüstung leider nix…
Irgendwann kommen wir dann endlich am unteren Parkplatz an. Der ist sehr viel besser ausgebaut und sogar für Busse zugänglich. Dementsprechend ist hier auch mehr los als oben. Interessanterweise gehen alle gleich nach oben in Richtung Schlucht und lassen den tollen Blick in die Schlucht sausen. Und der lohnt sich meiner Meinung nach echt.
Bevor wir weiter fahren, benutze ich noch das WC Häuschen, denn wer weiß wo wir das nächste mal eines finden.
Skeiðará Bridge Monument
Ein gutes Stück weiter halten wir wieder an um uns sie Überreste der Skeiðará Brücke anzuschauen. Das Monument liegt in einer weiten, sehr kargen Ebene voller Sand und Schotter. Die Brücke war ein wichtiger Teil der Ringstraße und ist mit fast einem Kilometer länge die Längste in ganz Island. Als es 1996 zu einem Gletscherlauf kam, wurde die Brücke fast komplett zerstört.
Nerdfact:
Ihr wisst nicht was ein Gletscherlauf ist? Wussten wir auch nicht, zum Glück stehen bei den Überresten der Brücke sehr gute Infotafeln, die es erklären. Weiter im Landesinnern liegt der ziemlich breite Gletscherarm Skeiðarárjökull. Kommt es zu einem Vulkanausbruch unter dem Gletscher schmelzen schlagartig große Mengen von Wasser und durchbrechen irgendwann das Eis. Da sich die Ebene zum Meer hin neigt, schwimmt dann das Eis auf dem Wasser in Richtung Meer. Quasi eine riesengroße Eis-Wasser-Sediment-Lawine. So entstand auch die weite, karge Schotterebene.
Das sich das Land hier ständig verändert merkt man auch daran, dass die neue Skeiðará Brücke nun nicht mehr gebraucht wird, weil sich das Wasser einen anderen Weg gesucht hat. Statt dessen führt die Ringstraße jetzt über eine andere, viel kürzere Brücke.
Svartifoss
Keine 10 Minuten später biegen wir auf den Parkplatz zum berühmten Svartifoss ein. Als erstes müssen wir nach dem Parken zum Parkautomat und die Parkgebühren bezahlen.Das ist das erste Mal das wir in Island für das parken bezahlen mussten. Beim Befahren des Parkplatzes wird das Nummernschild gescannt und man muss am Automaten bezahlen. Cool finden wir, dass der Server sogar Modell und Farbe des Autos gespeichert hat. Das klappt aber sehr wahrscheinlich nur bei isländischen Autos.
Nun machen wir uns auf den Weg den schwarzen Wasserfall zu erkunden – genau das bedeutet nämlich Svartifoss. Der Wanderweg ist bis auf das letzte Stück sehr gut ausgebaut, zieht sich aber ein wenig in die Länge. Als wir nach etwa 45 Minuten hinten am Wasserfall ankommen, sind wir ehrlich gesagt etwas enttäuscht. Die Basaltsäulen um den Wasserfall sind zwar sehr beeindruckend aber irgendwie haben wir uns das beide irgendwie größer vorgestellt. Vielleicht liegt es auch daran, das wir gestern am Haifoss standen und der wohl nur sehr schwer zu toppen ist. Auf dem Rückweg gehen wir den Rest des Rundwegs, der aber wesentlich schlechter zu gehen ist. Überall sind steile Stufen und durch den Regen ist alles sauglatt, so brauchen wir ein gutes Stück mehr Zeit auf dem Rückweg.
Svínafellsjökull
Ein kurzes Stück hinter dem Svartifoss liegen zwei Gletscherzungen. Zum einen der Skaftafellsjökull, zu dem man vom Visitor Center in 3 Stunden wandern kann und zum anderen der Svínafellsjökull zu dem eine Straße führt. Und zwar wieder eine Straße, die den Namen nicht wirklich verdient hat auch hier gilt wieder: nur für 4×4 Fahrzeuge. Für die knapp 2,5 Kilometer brauchen wir wieder sehr lange und sind danach ordentlich durchgeschüttelt.
Hinten am Parkplatz gibt es allerhand Warnschilder die uns darauf hinweisen, dass wir nicht auf die Eisberge klettern sollen und das Wasser tief und kalt ist. Vor was man Leute warnen muss wundert mich immer wieder… Aber wir bewundern jetzt lieber den Gletscher. Es ist wirklich sehr imposant zu sehen, wie sich das Eis den Hang hinunter in die Lagune schiebt / geschoben hat. Überall knackt und rauscht es und man merkt, dass das hier alles irgendwie in Bewegung ist. Der Weg führt ein noch ein Stück am Rand des Gletschers entlang und wir kommen so noch ein gutes Stück näher dran.
Die Größe allein ist sehr beeindruckend und auch die Vorstellung, wie groß der Gletscher früher gewesen sein muss. Wow.
Nach einer guten halben Stunde machen wir uns wieder auf den holprigen Rückweg und fahren weiter in Richtung Osten.
Jökulsárlón
Etwa 50km weiter liegt eine der Hauptattraktionen Islands, die Jökulsárlón. Eine weiterer Gletschersee der von der Gletscherzunge Breiðamerkurjökull gespeist wird. Er ist, wie alle Gletscherseen sehr tief, nämlich um die 250 Meter. Die Eisberge darauf können auch bis zu 20 Meter hoch werden. Da die Lagune genau neben der Ringstraße liegt, sind die Parkplätze dort eigentlich immer voll mit Touristen. Außerdem gibt es hier auch mehrere Touranbieter, mit denen man verschiedene Touren machen kann. Mit dem Amphibien Boot, Schlauchboot oder Kajak kann man auf dem See fahren. Es gibt Angebote für Gletscherwanderungen und Schneemobil Touren.
Nerdfact:
Das Gletscherseen tief ein müssen wird logisch wenn man weiß, dass die darin schwimmenden Eisberge nur etwa zu einem Zehntel aus dem Wasser ragen. Wenn also ein Eisberg zum Beispiel 10 Meter hoch ist, müssen unter Wasser noch mindestens 9/10 davon sein – also 90 Meter vom Eisberg.
Eine Besonderheit dieses Sees, neben der absolut perfekten Lage für Touristen, ist dass er eine Verbindung zum Meer hat. Dadurch fließen die Gletscher mit den Gezeiten hinaus ins Meer und sammeln sich daher oft vorne an der Mündung. Durch die Sedimente, die der Gletscher mit in den See bringt, wirk das Wasser hier tiefblau. Bei besserem Wetter ist das sicher noch besser zu sehen.
Wir parken auf einem der Ausweichparkplätze und müssen daher erst noch einen 20 Meter hohen Hügel überwinden, bevor wir den tollen Ausblick genießen können. Ganz hinten aus meinem Gehirn kommt irgendwoher die Information, dass wir gerade auf einer Endmoräne stehen. Das sind die Geröllhaufen, die Gletscher vor sich hergeschoben haben. Danke an meinen Erdkundelehrer 🙂
Die Aussicht wird noch besser, denn ganz hinten sehen wir zum ersten Mal heute ein Stück blauen Himmel und ein paar Sonnenstrahlen. So verbringen wir die nächsten Minuten damit, diesen wunderschönen Anblick zu genießen und ein paar Fotos zu schießen. Unten im See können wir sogar Robben sehen. Natürlich liegt unser Teleobjektiv aber noch im Auto, so dass sich Tobi erbarmt und kurz zurück läuft um es zu holen.
Wir schauen uns später dann auch noch den Hauptparkplatz an, wo man etwas näher ans Wasser kommt. Hier ist wesentlich mehr los und wir haben sogar Mühe einen Parkplatz zu finden. Auch hier finden wir wieder jede Menge Warnhinweise, man solle nicht für Fotos auf die Eisberge und Eisschollen stehen oder klettern. Keine Ahnung, wie viele Selfie Unfälle es hier jedes Jahr gibt.
Diamond Beach
Bevor wir uns weiter in Richtung Hotel aufmachen, halten wir noch schnell am Strand, wo der See ins Meer mündet. Der Strand ist schwarz vom Vulkangestein und die Eisberge, die aus dem Gletschersee ins Meer getrieben sind, werden hier wieder an den Strand gespült. Das ergibt ein sehr bizarres Bild von gestrandeten Eisstücken, die vom wärmeren Meerwasser geformt wurden. Total fasziniert wandern wir den Strand entlang und beobachten die tosenden Wellen, wie sie immer wieder mal ein Stück Eis durch die Gegend tragen. Da es wieder komplett Wolkenverhangen ist und die Dämmerung anfängt erscheint auch alles in einem farblosen schwarz/weiß, was nur noch mehr zur besonderen Stimmung beiträgt. Im Sonnenlicht würden die Eisberge bestimmt blau schimmern…
Die letze Stunde Fahrt bis zu unserem Guesthouse Nypugardar zieht sich dann ziemlich, denn es wird dunkel und neblig, außerdem sind wir beide ziemlich müde… Da wir mal wieder mitten im Nirgendwo übernachten, beschließen wir im Guesthouse zu Essen. Es gibt Lamm und Lachs mit Kartoffeln und Salat… sehr lecker.
Von hier aus könnte man ganz toll die Nordlichter sehen, wenn die Wolken nicht jegliche Sicht einschränken würden. Tja, es soll wohl einfach nicht sein.
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