Nebelsuppe und heiße Quellen

eingetragen in: Europa, Island 0

Den letzten Morgen in Island verbringen beim Frühstück im Hotel zusammen mit ca. 100 gelangweilten isländischen Schülern. Das war echt mit Abstand das liebloseste Frühstück auf dieser Reise. Aber egal, wir werden auf jeden Fall satt.

Mit gepackten Koffern machen wir uns nun auf den Weg in Richtung Westen, heute Abend geht unser Flieger zurück in die Heimat.

Geothermales Feld Krýsuvík

Eigentlich wollten wir noch ein sehr interessantes Geothermie Kraftwerk anschauen aber leider liegen die Führungen zeitlich so ungeschickt, dass es nicht passt. Wir entscheiden uns daher das Geothermale Feld Krýsuvík anzuschauen. Leider wird es immer nebliger und nebliger, je näher wir dem Wasser kommen. Teilweise sehen wir mal wieder keine 50 Meter weit.

Am Parkplatz angekommen sehen wir schon zwei Reisebusse, in die die Leute aber zum Glück gerade einsteigen. Wir haben also unserer Ruhe und können alles ohne Menschenmenge anschauen. Über all brodelt und blubbert es, die Luft riecht extrem stark nach Schwefel. Durch den dichten Nebel sieht man auch nicht sonderlich weit und so wirkt die ganze Szenerie noch surrealer. Man kommt sich vor wir auf einem fremden Planeten. Leider ist der Rundweg wegen einem Erdrutsch zum Teil gesperrt aber wir können trotzdem ein gutes Stück davon laufen und uns die Sachen genauer anschauen.

Nach etwa einer halben Stunde haben wir aber dann auch genug, denn von dem Schwefeldampf wird mir so langsam echt übel. Vermutlich kann er dank dem Nebel auch nirgendwohin abziehen. Aber unser Timing passt, denn uns kommen die Touristen aus dem nächsten Bus gerade entgegen.

So, was machen wir nun bis heute Abend um neun? Alle Dinge, die ich noch auf meiner Liste haben erfordern besseres Wetter… hmmm mir fällt ein, dass ich mal in einem Blog von einer heißen Quelle gelesen habe, die gar nicht so weit von hier weg sein soll. Also los….

 

Heiße Quelle mitten im Nirgendwo

Ein paar Kilometer hinter dem Geothermal Feld bitte ich Tobi in einer Einmündung anzuhalten. Hier muss die Quelle irgendwo sein… Nach kurzer Suche werden wir tatsächlich fündig, hinter einem kleine Hügel liegt das „Bad“. Nachdem wir die Temperatur getestet haben, beschließen wir es zu wagen.

Kurz zurück zum Auto und die Badesachen rausgekramt. Als wir uns dann mitten im Nirgendwo dann umziehen merken wir erstmal wie kalt es wirklich ist. Der Nebel hat sich etwas verzogen aber dafür pfeift hier jetzt ein eisiger Wind. Tobi muss sogar kurz einer Socke hinterher sprinten, und sie vom davonfliegen bewahren. Wir sind in Rekordzeit startklar und setzen uns in das herrlich heiße Wasser. Man tut das gut… jetzt ist nämlich nur noch der Kopf im kalten Wind ausgesetzt und schlau wie wir sind, haben wir die Wollmützen einfach aufgelassen.

Wir dümpeln eine ganze Zeit vor uns hin und genießen diese außergewöhnliche Situation. Und wir sind uns beide einig, dass das hier definitiv besser als die super gehypte Blue Lagoon ist. Das ist ein modernes Wellness „Schwimmbad“ nicht allzu weit von hier, das in jedem Reiseführer und Blog angepriesen wird. Es ist aber erstens so voll, dass man sich Tickets schon Tage vorher online buchen muss und zweitens auch noch extrem teuer, selbst für isländische Verhältnisse. Vermutlich ist es dort auch sehr schön aber ich finde zum rauen Island passt eine einsame heiße Quelle wesentlich besser als ein großes Touristen Schwimmbad. Sicher ist es hier etwas unbequemer aber dafür haben wir diesen wunderschönen Ort nur für uns. Wir sind auf jeden Fall sehr glücklich.

Irgendwann kommt dann aber leider auch der Moment in dem wir feststellen, dass wir wieder aus dem schönen warmen Wasser raus müssen. Wir zögern es noch ein bisschen hinaus, bis die Finger so schrumpelig sind, dass wir Angst haben Schwimmhäute zu bekommen.

Ich stehe als erste auf und greife schnell nach meinem Handtuch. Oh man ist der Wind kalt…. innerhalb von 10 Sekunden habe ich überall am Körper Gänsehaut und versuche verzweifelt mein Handtuch vom davonfliegen zu bewahren. Wir schauen uns kurz an und haben beide den genau gleichen Gedanken: Ab ins Auto. Ich wickle mich ins Handtuch und ziehe mir die Fleecejacke einfach drüber. Tobi macht das gleiche und wir rennen (so schnell es in FlipFlops eben geht) zum Auto. Das sieht bestimmt ultra lustig aus…

Im warmen Auto angekommen bekommen wir erst mal einen Lachanfall, der mehrere Minuten anhält. Man sind wir bekloppt.

Als wir uns dann umziehen, sehen wir von weitem eine Gruppe Jogger auf uns zukommen… wir sind verwirrt… was machen die denn da? Als sie näher kommen sehen wir, dass eine Frau eine Fackel trägt und die andern sie begleiten. Eine Google Anfrage später finden wir raus, dass es wohl so etwas wie ein Friedenslauf war. Respekt vor den Läufern, denn der Wind ist wirklich unerbittlich.

Ab nach Hause

Das wir immer noch genug Zeit haben, beschließen wir doch noch nach Reykjavík zu Fahren, denn wir müssen dem Hard Rock Cafe noch einen Besuch abstatten. Wir brauchen noch ein T-Shirt für unsre Freundin und einen Pin für uns.

Wir drehen noch eine kurze Runde durch die Innenstadt, bevor wir uns auf den Weg zum Flughafen machen. Im Auto fällt mir dann ein, dass wir unsere beiden Postkarten noch nicht eingeworfen haben… Mist. Zum Glück gibt es ja das Internet, das uns den Weg zum nächsten Briefkasten zeigt. Nach einer kleinen Irrfahrt finden wir tatsächlich einen offiziellen Briefkasten und können die Karten auf die Reise schicken.

Jetzt nur noch Mietwagen abgeben und ab in den Flieger.

Irgendwie war eine Woche viel zu kurz für dieses faszinierende Land und ich glaube, wir kommen irgendwann wieder, denn wir haben noch so viel nicht gesehen.

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